Land und Leute

Wegweiser Öesterreich DamischtalWir befinden uns im Jahre 2014 n. Chr. Ganz Österreich erbebt unter Steuerpaketen und Korruptionsaffären, Hypo-Rettungsversuchen und musikalischen Wurstigkeiten. Nun ja, beinahe ganz Österreich.

Denn in einem kleinen südweststeirischen Tal verläuft das Leben weiterhin in gewohnt gemächlichen Bahnen. Skandalös genug, dass der liederliche Bankert von der Strammelbock Xandi mit einer Zuagroastn liiert ist und der blade Bauernschädl von Bartl einen immer mit dem G’selchten bescheißt – wen soll da bitte noch die Volkswirtschaft bekümmern? Und während rundherum gewagte Tunnelbauten und gewitzte Bankenmanager bedrohliche Löcher ins Budget reißen, reißen die Menschen aus dem idyllischen Damischtal schlimmstenfalls das Maul auf, aber auch nicht immer und auch nur untereinand‘. Etwa dann, wenn sie,  je nach Alter und Geschlecht, am Wirtshaus- oder Küchentisch sitzen und die Lage der Nation kritisieren. Sofern es nichts Wichtigeres zu bereden gibt.

MiederhoseDass in Gfrettgstätten schon wieder eine Kuh in die Klärgrube gestürzt ist, ist selbst in Plutzenberg von lokaler Relevanz. Und das ernüchternde Überholverbot zwischen Buschenschank und Schrottfriedhof erscheint von nahezu weltpolitischer Brisanz. Zumindest, solange nichts Schlimmeres passiert. Aber das war bislang selten der Fall.

Zwar hauen die an Ackerland vermögenderen Plutzenberger bei den einwohnermäßig besser gestellten Gfrettgstättenern gern mal auf den Festzeltputz, und hin und wieder – vor allem in der Bärlauchzeit – fällt ein rüstiger Rentner in den Bach, aber das war’s dann schon. Allein die motorsportliche Jugend sorgt mit ungebremster Lebenslust für sporadischen Polizeieinsatz und ein Umsatzplus beim Autohaus.

Gartenzwerg mit Messer im RückenDavon abgesehen gleicht das Tal einem beschaulichen Bollwerk der Gemütlichkeit. Die Damisch windet sich sanft und träge zwischen Kürbisäckern, Kukuruzfeldern und Klapotetzen dahin, die Damischtaler – etwas weniger sanft und manchmal sogar rege – wenden sich derweil ihrem mehr oder weniger rechtschaffenen Tagwerk zu. Doch der Unterschied zwischen Gut und Böse fällt kaum ins Auge. Viel auffälliger sind die vielen Rehe, Rebstöcke und Rapunzeltürmchen, die der Landschaft einen beinahe bukolischen Reiz verleihen. In Plutzenberg, auf dem Schornstein vom alten Sägewerk,campieren sogar zwei Störche. Was aber weniger die Geburtenrate als das touristische Verkehrsaufkommen hebt.

Doch gerade als Plutzenberger und Gfrettgstättener ihre floreale Aufrüstung um die Vorherrschaft im alljährlichen Blumenschmuckwettbewerb in Angriff nehmen, befleckt ein Mord die blütenreine Botanik. Und mit der Idylle vom Fremdenverkehrsprospekt ist es für einige Zeit vorüber.